2004 HSK Der Stern zu Bethlehem hat uns wieder nicht erleuchtet, stattdessen die
entsetzliche Flut im Indischen Ozean, die uns die Banalität unseres Strebens
nach Genuss vor Augen führt. Dennoch haben wir maßvoll ein paar Weine
getrunken, von denen wir berichten wollen.
Am ersten der Weihnachtstage war alles noch ganz harmlos; die ewige Gans
mit all der vielen Arbeit, dem ewigen Stress und der unvermeidlichen
Entäuschung (wer hat schon mal die ideale Gans gesehen?) wurde einfach nicht
gekauft, statt derer ein wunderbarer Rehrücken vom Frischeparadies und dazu
ein Blauer Spätburgunder 1990 SJ von Johner , der sich prächtig mit schönsten
Burgunderaromen präsentierte. Da man bei Knaben dieses Alters nie genau
weiß, wie sie sich gehalten haben, habe ich als Ersatz noch einen
Spätburgunder 1998 von Bernhard Huber dazugestellt, den ich dann nach den
Feiertagen genießen wollte, doch was für eine Enttäuschung: dieses dünne
saure Gurkenwasser quälte mich 2 Tage, immer in der vergeblichen Hoffnung,
vielleicht doch noch etwas Klasse zu zeigen, doch leider nichts. Genau
dieser Wein wurde von Paula B. mal im Magazin der SZ empfohlen; was die Dame
wohl heute dazu sagt (ich glaube weder, dass diese Flasche ein Ausreißer
war, noch dass der nochmals wiederkommt. Auch im WeinGuide 2001 gibt’s dafür
90 Punti!??). Allerdings muss angemerkt werden, dass bei einem unserer
Gelage bei Ole ein Spätburgunder von Huber aus anderem Jahr von mir sehr gut
beurteilt wurde.
Dazwischen wollte ich mir was Gutes antun und habe einen
Chateauneuf-du-Pape 1999 Reserve von La Vieille Julienne geöffnet. Das ging
dann los wie beim Huber: schauerliche Aromen strömten aus dem Glas, doch
hier gab es Hoffnung auf Besserung mit dem Faktor Zeit, und die Quanten
sprangen zu meiner Freude so heftig durch die Flasche, dass es in den
nächsten 24 Stunden ein schöner Genuss wurde, aber im Augenblick kein großer
Wein. Die 1999-er aus dem französischen Süden sind z.Z. sehr unterschiedlich
in Form; eine Woche vor Weihnachten wollte ein Kollege eien Empfehlung für
Weihnachten, und dazu habe ich den 1999-er Le Cedre raufgeholt und
verkostet: vollkommen verschlossen, auch nach 24 Stunden kaum zu trinken,
hier glaube ich aber fest an eine -vielleicht große- Zukunft. Dann gab’s
zwischen den Jahren noch 1999 Cuvee Prestige Rasteau von Domaine de la
Soumade: sehr feiner Wein mit schöner Aromatik und sehr guten Tanninen,
entwicket sich an der Luft nicht sehr gut, d.h. nach 24 Stunden leicht
störende Oxitationsaromen, woraus man allerdings nicht auf das
Lagerungspotential schließen sollte; oberdrein ist die Tatsache, dass ein
sehr gut schmeckender Wein sich nach mehreren Stunden nach dem Öffnen zum
schlechteren wendet, überhaupt kein Kriterium, um den Wein abzuwerten, wie
es häufig geschieht. Ein Wein ist zum Trinken mit Freunden da und nicht zum
Herumdoktern. Anders verhält es sich, wenn der Wein durch Luft gewinnt, was
bei guten, traditionellen Barolo manchmal viele Stunden dauern kann.
Von der Silvesterfeier sind mir neben Lucies tollem Buffett noch zwei
Sachen in Erinnerung: ein Gourt de Mautens 2001 und ein Chateauneuf-du-Pape
1999 von der Domaine Clos Du Cailloux. Beim letzteren merkt man doch, dass
die Edelcuvees (Quartz und Reserve) dem Wein Stoff und Struktur stehlen, die
Nase ist sehr typisch, doch der Körper hat nicht genug Kraft. Das ist beim
Mautens anders, doch auch der ist nicht in Hochform, die Aromen sind
undifferenziert, es fehlt die ursprüngliche Eleganz und Feinheit, der Wein
wirkt z.Z. wie eine Baustelle, die noch ein paar Jahre auf ihre
Fertigstellung wartet; doch dann kann man viel erwarten.
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